Raoul H. Francé, Philosoph und Botaniker, geb. am 21. 5. 1874 in Wien, gest. am 3. 10. 1943 in Budapest. Francé studierte an den Universitäten Budapest, Breslau und Wien Naturwissenschaften und war 1898 bis 1907 Leiter der Pflanzenphysiologischen Versuchsanstalt Ungarisch Altenburg. 1907 bis 1919 fungierte er als Direktor des Biologischen Institutes in München und lebte dann als freier Privatgelehrter in Salzburg. Francé, der große Forschungsreisen nach Afrika, Indien, Australien, Südamerika und in der Südsee unternahm, gründete 1909 die Deutsche Naturwissenschaftliche Gesellschaft. Als Philosoph vertrat er die Richtung eines Monismus im Sinne der Allbeseeltheit der Natur ("Panpsychismus"). Das Leben betrachtete er als eine Äußerung psychischer Funktionen ("Psychovitalismus"); demgemäß nahm er auch für die Pflanzen Beseeltheit mit den Vermögen der Empfindung, der Unterscheidung und des Strebens an. Als Biologe war Francé Neolamarckist. Seine Hauptarbeitsgebiete bildeten die Physiologie (und Psychologie) der Pflanzen und die Entwicklungslehre. 1907 bis 1909 gab er die Zeitschrift "Mikrokosmos" und 1908 bis 1910 die "Zeitschrift für den Ausbau der Entwicklungslehre" heraus.
Zu seinen Werken zählen u. a. Monographie der Craspedomonaden (1897), Das Sinnesleben der Pflanzen (1905), Der heutige Stand der Darwinschen Fragen (1907), Die technischen Leistungen der Pflanzen (1919), Die Kultur von morgen (1922) und Der Ursprung des Menschen (1925).