Foto von Gustav Ernst

Gustav Ernst, Schriftsteller, geb. am 23. 8. 1944 in Wien. Ernst studierte Philosophie, Psychologie, Geschichte sowie Germanistik. 1969 trat er dem Redaktionskollektiv der von Peter Henisch und Helmut Zenker ins Leben gerufenen Literaturzeitschrift "Wespennest" bei und blieb für lange Jahre deren Mitherausgeber. Seit 1990 ist er Leiter des "Drehbuchforums Wien". 1997 gründete er zusammen mit Karin Fleischanderl die Zeitschrift "kolik", die sich als 'mitteleuropäische' Literaturzeitschrift versteht. Mit dem Roman Einsame Klasse etablierte sich Ernst 1979 in der österreichischen Literaturlandschaft. Den Kampf um das alternative Jugendzentrum "Arena" von 1976 thematisierend, entkräftet er mit diesem Text das Vorurteil deutscher Feuilletonisten, österreichische Literatur sei a priori apolitisch. Im selben Jahr wurde auch das Volksstück Ein irrer Haß in Frankfurt uraufgeführt, auf Österreichs Bühnen aber erst ab 1983 gespielt. Die Struktur des Stückes ließ schon Ernsts Hinwendung zum Film erkennen.
Gemeinsam mit Franz Novotny schrieb er die Drehbücher zu den Kinofilmen Exit - Nur keine Panik (1980), Die Spitzen der Gesellschaft (1990) und Exit II - Verklärte Nacht (1995). 1985 lieferte Ernst die Vorlage zum Spielfilm Herzklopfen, und 1994 entstand das Treatment zu 1000 Rosen nach seinem gleichnamigen Theaterstück.
1988 lief die Komödie Herzgruft, ein "Gedenkjahresbeitrag" zur umstrittenen Präsidentschaft Kurt Waldheims, an und 1994 wurde das Stück Ein Volksfreund, das den erstarkenden Rechtsradikalismus in Österreich behandelte, in Wien uraufgeführt.
Neben künstlerischen Darstellungen realer Ereignisse wendet sich Ernst auch stofflicher Bearbeitung zu. 1990 wird Blutbad, das einen Ausschnitt aus dem Atriden-Mythos wiedergibt, inszeniert. Es folgen die Dramen Faust (1995) und Lulu (2003).
2002 edierte der Verlag Sonderzahl das literarische Pamphlet auf die österreichische "Wende"-Regierung Die Frau des Kanzlers. Eine Rede. 2004 erschien bei Deuticke der Roman Grado. Süße Nacht, 2007 Tollhaus. Dialoge, Szenen, kleine Stücke und 2008 der Roman Helden der Kunst, Helden der Liebe. Weitere Werke von Gustav Ernst sind u.a. Beste Beziehungen (2011), Grundlsee (2013) und Zur unmöglichen Aussicht (2015).
Für sein literarisches Schaffen wurde Gustav Ernst bisher mit einer Vielzahl von Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter dem Nachwuchsstipendium für Literatur des BMfUK (1974), dem Preis der Frankfurter Autorenstiftung (1979), dem Förderungspreis des BMfUK für Drama (1980) und dem Elias Canetti-Stipendium der Stadt Wien (1998), der Preis der Stadt Wien für Literatur (2013).

Text: Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (September 2008)     Text drucken
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek

Bestandsrecherche Gustav Ernst in der Datenbank
"Verzeichnis der künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Nachlässe in Österreich"