Ludwig Boltzmann, Physiker und Philosoph, geb. am 20. 2. 1844 in Wien, gest. am 5. 9. 1906 in Duino bei Triest (Freitod). Boltzmann übersiedelte mit seiner Familie nach Wels, später nach Linz, wo er 1854 bis 1863 nach vorherigem Privatunterricht das Gymnasium besuchte. Nach der Matura, begann er das Studium der Mathematik und Physik an der Universität Wien. Zu seinen Lehrern zählten Josef Petzval, Andreas von Ettingshausen und der von Boltzmann besonders verehrte Josef Stefan. Noch als Zögling des k. k. Physikalischen Instituts legte Boltzmann 1865 der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften seine erste Arbeit mit dem Titel Über die Bewegung der Elektricität in krummen Flächen vor. Im Dezember 1866 legte er das letzte Rigorosum ab und promovierte zum Doktor der Philosophie. In den folgenden Jahren arbeitete er als Assistent bei Josef Stefan. 1869, im Alter von 25 Jahren, folgte Boltzmann einem Ruf als Professor für mathematische Physik an die Karl-Franzens-Universität in Graz. In die Zeit von 1869 bis 1873 fiel die Veröffentlichung der wichtigen Arbeit Weitere Studien über das Wärmegleichgewicht unter Gasmolekülen, in der er die nach ihm benannte Transportgleichung aufstellte und das H-Theorem bewies, welches die erste statistische Interpretation der Entropie darstellte.
1873 kehrte Boltzmann als Nachfolger von Franz Moth nach Wien zurück, wo er als Professor für Mathematik wirkte. 1876 wurde er als Ordinarius für Experimentalphysik und Leiter des physikalischen Instituts nach Graz berufen. Die Zeit bis 1890 gilt als Boltzmanns erfolgreichste Lebensperiode: Sein Ruf als einer der bedeutendsten Wissenschafter seiner Zeit verbreitete sich rasch, und viele Studenten der Physik strebten seinetwegen nach Graz. 1877 veröffentlichte Boltzmann die Arbeit Über die Beziehung zwischen dem zweiten Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie und der Wahrscheinlichkeitsrechnung, respective den Sätzen über das Wärmegleichgewicht, in der das Boltzmannsche Prinzip, die wahrscheinlichkeitstheoretische Begründung der Wärmelehre, eingeführt wurde, das später zum Allgemeingut des physikalischen Wissens wurde. Weitere Publikationen waren Ableitung des Stefanschen Gesetzes, betreffend die Abhängigkeit der Wärmestrahlung von der Temperatur aus der elektromagnetischen Lichttheorie (1884) sowie Über die mechanischen Analogien des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik (1887). 1890 wechselte Boltzmann an die Universität München und ergriff 1894 die Gelegenheit, als Nachfolger seines verstorbenen Lehrers Josef Stefan nach Wien zurückzukehren, wo es ihm im schwelenden Streit um die Frage des Atomismus gelang, sich als einer der bedeutendsten Befürworter dieser Theorie gegen Ostwald und Mach durchzusetzen. 1900 bis 1902 folgte er der Berufung an die Universität Leipzig, wo er das Ordinariat für Theoretische Physik innehatte, kehrte schließlich abermals nach Wien zurück, wo er nicht nur Vorlesungen über theoretische Physik, sondern auch, als Nachfolger Ernst Machs, über Naturphilosophie hielt.