Leopold von Andrian-Werburg, Schriftsteller und Diplomat, geb. am 9. 5. 1875 in Berlin, gest. am 19. 11. 1951 in Fribourg (Schweiz). Er wuchs in Wien auf, sein Hauslehrer war der spätere Literaturwissenschaftler Oskar Walzel. Ab 1890 besuchte er das Wiener Schottengymnasium, wo er 1894 maturierte. Er besuchte gelegentlich das Café Griensteidl, wo er mit Schriftstellern des Jungen Wien zusammen kam, etwa mit Hermann Bahr, Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal.
1895 nahm Andrian an der Universität Wien das Studium der Rechtswissenschaft auf, nach dessen Abschluss er 1899 die diplomatische Laufbahn einschlug, die ihn in St. Petersburg, Bukarest, Rio de Janeiro u.a. tätig werden ließ. Andrian, der 1918 für einige wenige Monate die Intendanz des Wiener Hoftheaters übernahm, gewann Robert Michel als Mitglied der Direktion sowie Hermann Bahr für die Dramaturgie. Ihm ist auch zu verdanken, dass Richard Strauss an die Oper gebunden wurde. Nach dem Zerfall der Monarchie zog sich Andrian aus dem Berufsleben zurück, reiste viel und nahm 1919 die Liechtensteiner Staatsbürgerschaft an. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das "Dritte Reich" floh Andrian nach Brasilien. Nach 1945 kehrte er nach Europa zurück und ließ sich in Nizza nieder.
Bereits als 13-jähriger veröffentlichte Andrian einen Romanzenzyklus, 1894 wurde er mit Stefan George bekannt gemacht. Zu dieser Zeit entstand Der Garten der Erkenntnis (1895), eines der Lieblingsbücher des Kreises um Stefan George. Die Erzählung wirkte bis Frankreich, wo sich Maurice Maeterlinck und André Gide damit befassten. Ab 1915 gab Andrian gemeinsam mit u. a. Hofmannsthal, Michel und Max Mell die "Österreichische Bibliothek" beim Insel-Verlag heraus. Zunehmend beschäftigte sich Andrian mit religiösen Themen. Weitere Verlagsprojekte kamen nach dem "Anschluss" 1938 nicht mehr zustande.