Nachlässe in Österreich - Personenlexikon

Foto von Johann Schobe Johann Schober, geb. am 14. 11. 1874 in Perg (Oberösterreich), gest. am 19. 8. 1932 in Baden bei Wien. 1894 begann er in Wien das Studium der Rechtswissenschaft, 1898 trat er seinen Dienst als Polizeibeamter in Wien an. Schober war, mit Unterbrechungen aufgrund seiner Amtszeiten als Bundeskanzler bzw. Vizekanzler, vom 30. November 1918 bis 1932 Polizeipräsident von Wien. Er war für die blutige Niederschlagung der Julirevolte 1927 verantwortlich, woraufhin Karl Kraus mit großen Buchstaben die an Schober gerichtete Botschaft plakatierte: "Ich fordere Sie auf, abzutreten". 1921 wurde er österreichischer Bundeskanzler und schloss im selben Jahr auf Schloss Lana bei Prag mit der Tschechoslowakei einen Vertrag über die gegenseitige Anerkennung der Grenzen. Weil Schober damit auf das Selbstbestimmungsrecht der Sudetendeutschen verzichtet hatte, verließen die großdeutschen Minister die Regierung und Schober trat im Januar 1922 zurück. Bereits am 27. Januar 1922 konnte Schober seine neue Regierung vorstellen und wurde gleichzeitig Innenminister, trat aber im selben Jahr zurück. Anschließend wurde er der erste Präsident der am 10. September 1923 gegründeten Interpol. 1929 wurde Schober zum dritten Mal Bundeskanzler. Er scheiterte beim Versuch, die Wehrverbände Schutzbund und Heimwehr zu entwaffnen. Der Rücktritt des christlichsozialen Vizekanzlers Carl Vaugoin zwang Schober im September 1930, mit seiner Regierung zurückzutreten. Bei der Nationalratswahl am 9. November 1930 war er Listenführer des Wahlbündnissen aus Nationalem Wirtschaftsblock und Landbund ("Schober-Block") und erreichte 19 Mandate. Vom 4. Dezember 1930 bis zum 16. Juni 1931 war er Vizekanzler und Außenminister in der Regierung Ender. 1931 wurde er wieder Vizekanzler und Außenminister in der Regierung Buresch. Da die Angriffe der Christlichsozialen Partei auf ihn immer stärker wurde, trat er am 27. Januar 1932 mit der Großdeutschen Volkspartei aus der Koalitionsregierung aus. Bei den Landtagswahlen am 24. April 1932 verlor die Großdeutsche Volkspartei fast alle Stimmen an die Nationalsozialisten. Als Engelbert Dollfuß am 10. Mai 1932 mit einer Regierungsbildung beauftragt wurde, lehnte Schober eine Koalition ab.

Text: Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (Oktober 2008)       Text drucken

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