Gustav Johann Leopold Schmidt, Techniker, geb. am 16. 9. 1826 in Wien, gest. am 27. 1. 1883 in Prag. Schmidt studierte 1841 bis 1846 am Polytechnischen Institut in Wien, hörte aber auch Mathematik bei Petzval, Astronomie bei Karl Ludwig von Littrow und Physik bei Ettinghausen an der Universität. Anschließend setzte er seine Studien an der Berg- und Forstakademie in Schemntiz (Banská Štiavnica) und ab 1849 an der Montanlehranstalt in Vordernberg fort, nach deren Verlegung nach Leoben er Assistent für die bergtechnischen Fächer wurde. 1851 zwar Kunstmeister (Maschineningenieur) beim Oberbergamt in St. Joachimsthal (Jáchymov), fand er zwischendurch Verwendung in Orawitza (Oravita) und im Finanzministerium in Wien. Von 1856 bis 1858 bildete er sich auf Staatskosten bei Ferdinand Redtenbacher am Polytechnikum Karlsruhe in Mechanik und Maschinenlehre sowie bei den Berg- und Eisenwerken Westfalens und der Rheinprovinz weiter. 1858/1859 stand Schmidt im Bergtechnischen Referat des Finanzministeriums in Verwendung, hielt 1859/1860 einen außerordentlichen Lehrkurs über Berg- und Hüttenwesensmechanik und Maschinenkunde für Bergbeamte in Přibram, arbeitete 1860 wieder im Ministerium und wurde nach Abhaltung eines Vortragszyklus über mechanische Wärmetheorie und Theorie der Dampfmaschinen am Wiener Polytechnikum, 1861 zum Oberkunstmeister ernannt und der Bergakademie in Leoben als Dozent für Mechanik und Maschinenbaukunde zugewiesen. 1862/1863 beurlaubt, wirkte er als Professor der Maschinenlehre und des Maschinenbaues am 1861 errichteten Baltischen Polytechnikum in Riga. 1863 kehrte er für kurze Zeit nach Leoben zurück, übernahm jedoch 1864 die neuerrichtete Lehrkanzel für Maschinenbau und Enz. der Mechanik am Polytechnischen Institut in Prag, 1872 jene für Mechanik und Maschinenlehre. 1865/1866 war er Vorstand der Maschinenbauschule und 1868/1869 der utraquistischen Lehranstalt sowie 1875/1876 Rektor der Deutschen Technischen Hochschule.
Seit seiner Studienzeit veröffentlichte Schmidt wissenschaftliche Arbeiten, besonders über Wärmelehre und Maschinenbau, hatte wesentlichen Anteil an der Organisation des Baltischen Polytechnikums sowie an der Ausarbeitung der Staatsprüfungsvorschriften für technische Hochschulen, fungierte auch als Sachverständiger im Berg-, Dampf- und Landwirtschaftsmaschinenbau und war in zahlreichen wissenschaftlichen und humanitären Vereinen tätig. [...] Schmidt [...] fand vielfache Anerkennung und wurde u. a. 1867 außerordentliches Mitglied der Königlichen Böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften und 1878 Regierungsrat. Gemeinsam und in Auseinandersetzung mit Gustav Zeuner schuf Schmidt die theoretische Grundlage für den Maschinenbau.

Text: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Online Edition, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften [gekürzt] (Stand: 18.06.2009)     Text drucken

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