Foto von August Silberstein

August Silberstein, Schriftsteller, Herausgeber und Publizist, geb. am 5. (1.) 7. 1827 (1825) in Altofen (Ungarn), gest. am 7. 3. 1900 in Wien. Nach dem frühen Tod seines verarmten Vaters ursprünglich selbst für den Kaufmannsberuf bestimmt, zog es Silberstein vor, an der Universität Wien Vorlesungen zu hören und sich - etwa als Mitarbeiter am "Wanderer" - literarisch-journalistisch zu betätigen. Er engagierte sich 1848 im Rahmen der Revolution, war Mitglied der Akademischen Legion und flüchtete nach Leipzig, wo er zwei Mal verhaftet wurde. Bis 1855 war Silberstein, der als Wortführer einer aufgeklärten Humanität den 48er Idealen stets treu blieb, als politischer Häftling auf dem Spielberg bei Brünn interniert. Danach lebte er in Wien, vorerst als Mitarbeiter von Saphirs "Humorist", und trat als Verfasser von Gedichten, Romanen und Erzählungen sowie als Herausgeber von populären Volkskalendern (etwa ab 1877 von Johann Nepomuk Vogls "Volkskalender", vorher des "Oesterreichischen Volkskalenders") hervor. Während seine zeitkritischen Romane ähnlich wie seine Lyrik - die aber immerhin u. a. von Franz von Suppé oder Bruckner vertont wurde - epigonal blieben, liegt Silbersteins eigentliche literarische Bedeutung auf dem Gebiet der Dorfgeschichte. Für diese nimmt er, von der Kalenderliteratur kommend, in Österreich eine bedeutende Vermittlerrolle ein. Unbestritten ist aber auch Silbersteins künstlerischer und weltanschaulicher Einfluß auf seinen Freund Peter Rosegger, dem er als der "österreichische Auerbach" gilt. Silberstein war zu seinen Lebzeiten ein vielbeachteter Autor, 1863 wurde er Doktor der Philosophie der Universität Freiburg im Breisgau, 1865 Ehrenmitglied und Meister des Frankfurter freien deutschen Hochstifts. Er war auch philanthropisch-karitativ tätig, u. a. im Rahmen der evangelischen Pfarrgemeinde Naßwald (Niederösterreich).
Er veröffentlichte Trutz-Nachtigall. Lieder aus dem deutschen Walde (1859), Dorfschwalben aus Oesterreich (1862-1863), Die Alpenrose von Ischl (1866), Glänzende Bahnen (1872), Deutsche Hochlandgeschichten (1875) und Dorfmusik (1892).

Text: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Online Edition, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Stand: 06.10.2009)     Text drucken
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

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