Foto von Norbert Silberbauer

Norbert Silberbauer, Erzähler, Lyriker und Dramatiker, geb. am 9. 5. 1959 in Eggenburg (Niederösterreich), gest. am 7. 6. 2008 (Freitod). Nach seiner Matura im Jahr 1979 begann er ein Lehramtsstudium der Germanistik und Geschichte an der Universität Wien, das er 1984 mit einer Diplomarbeit über Josef Haslinger abschloss. Danach arbeitete er im Rahmen eines sogenannten "Akademikertrainings" im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW). In diese Zeit fiel auch der Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Seine erste Erzählung Eine tägliche Begegnung, die inspiriert ist aus seiner Auseinandersetzung mit den Archivmaterialien des DÖW, erschien 1986 in der von Manfred Mixner und Thomas Pluch herausgegebenen Anthologie "Landmassaker". Auf einer Karenzstelle an der Bundeshandelsakademie Retz schlug Silberbauer ab 1985 eine Berufslaufbahn als Lehrer ein. Bis zuletzt unterrichtete er – mit Ausnahme von wenigen Unterbrechungen – an der Bundeshandelsakademie. Seine schriftstellerische Tätigkeit setzte Silberbauer neben seinem Brotberuf fort. 1994 erschien der Roman Franz, der in 14 Stationen die Lebensgeschichte eines Archivars der niederösterreichischen Landesregierung beschreibt. Angelehnt ist die Struktur des Werks an die 14 Kreuzwegstationen der christlichen Glaubenspraxis. Auch in späteren Prosawerken nimmt Silberbauer Anleihen aus dem katholischen Christentum. Im Erzählband Die elf Gebote (2002) zum Beispiel macht der Autor den Dekalog zum Thema der einzelnen Geschichten und erweitert diesen um ein zusätzliches Gebot: "Du sollst nicht Sport treiben". 2006 erschien der Prosaband Was kosten die Ameisen?, in dem Silberbauer seine Version von Charles Dickens' A Christmas Carol präsentiert. Neben seinen Prosawerken verfasste Silberbauer u.a. die Lyrikbände schön und irr (1997) und Manche Tage dauern Jahre (2000). Bekanntheit erlangte der Autor auch durch zahlreiche Theaterstücke: darunter etwa Asyl (verfasst 1988, Uraufführung Donaufestival Krems 1995), Firlinger (verfasst 2002, Uraufführung Theater an der Josefstadt 2009) und Silver Boys (verfasst 2003, Uraufführung Studiobühne der Theatergruppe Stadt Eggenburg 2009).
Für sein Schaffen wurde Norbert Silberbauer – der Vorstandsmitglied des Unabhängigen Literaturhauses NÖ in Krems und Mitglied der IG Autorinnen Autoren war – mit einer Vielzahl von Preisen und Stipendien ausgezeichnet, darunter das Nachwuchsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst 1989, der Förderungspreis der Stadt Wien 1995, das Staatsstipendium des Bundeskanzleramts 1997 und 2000 sowie der Förderungspreis der Republik Österreich 2004.

Text: Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien (Juni 2009)     Text drucken
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

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