Hannes Mohr, Geologe und Mineraloge, geb. am 9. 9 1882 in Wiener Neustadt, gest. am 15. 3. 1967 in Wien. Bis zum Hochschulstudium blieb er in Wiener Neustadt. Dann ging er an die Montanistische Hochschule Leoben, schloß aber sein Studium als Geologe in Wien 1910 ab. Er war somit Schüler jener großen Geologengeneration - H. v. Höfer, K. A. Redlich, V. Uhlig, F. Becke, C. Diener - die das damalige geologische Weltbild ihren Hörern aus persönlicher Erfahrung übermittelten. Er war Assistent in Prag und Graz, wo er sich 1913 habilitierte. Der erste Weltkrieg brachte ihn als Gefangenen für zwei Jahre nach Sibirien und für weitere zwei Jahre an die Universität Kasan. Nach seiner Rückkehr arbeitete er weiter in Graz und übernahm 1927 den Geologielehrstuhl an der Deutschen Technischen Hochschule in Brünn, von wo er im Mai 1945 in ein damals ungewisses Wien abwandern mußte. Dort fand er vom August 1947 bis Februar 1950 im wissenschaftlichen Dienst der Geologischen Bundesanstalt einen Tätigkeitsbereich, in dem er auch nach seinem Übergang in den Ruhestand bis über seine letzte Publikation 1962 hinaus, tätig war.
Die Stationen seines Lebensweges haben die wesentlichen Schwerpunkte seines Interessenbereiches geformt: die Berge südlich seiner Wiener Neustädter Heimat entsprechen seinem Interesse für die Geologie der Grauwackenzone und der östlichen Zentralalpen; sein Studium in Leoben seinem Interesse für alle Bereiche der Rohstoffe und Technischen Geologie; schließlich sein Aufenthalt in Kasan seinen weit gespannten Interessen am Quartär.
Seiner breiten und unabhängigen Interessenstreuung entspricht die Tatsache, daß er seit seinem Rektoratsjahr 1938 in Brunn seine eigene Meinung nicht vor der staatlichen zu verbergen trachtete, daß er im Rahmen der Geologischen Gesellschaft in Wien in den fünfziger Jahren eifrig wirkte. Er war 1949 und 1950 ihr Präsident; ihm ist das Stichwort der "Wandertagungen" zu verdanken; er hat sich auch bei der ersten Arbeitstagung österreichischer Geologen in Tandalier bei Radstadt, 1952, begeistert für die Zusammenführung und engere Zusammenfassung geologischer Arbeitsinteressen und -Ziele in Österreich ausgesprochen.

Text: Heinrich Küpper: in Mitt. Geol. Ges. in Wien (1967), Bd. 60 [gekürzt von Thomas Hofmann]     Text drucken

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