Foto von Wolfgang Kraus

Wolfgang Kraus, Lektor, Pressechef und Essayist, geb. am 13. 1. 1924 in Wien, gest. am 19. 9. 1998 in Lienz (Osttirol), war einer der einflussreichsten "networker" im österreichischen Literaturbetrieb seiner Zeit. Nach dem Studium der Germanistik, Publizistik und Musikwissenschaft an der Universität Wien und der Promotion war Kraus 1947/1948 zunächst Lektor des Ullstein-Verlags, von 1949 bis 1956 Lektor, Pressechef und schließlich Vertriebsleiter des Paul Zsolnay-Verlags.
1961 gründete Kraus die "Österreichische Gesellschaft für Literatur", als deren Ehrenvorsitzender er von 1994 bis zu seinem Tod wirkte. Von 1971 bis 1975 hatte er die Programmleitung des Europa-Verlags inne und stand von 1975 bis 1982 der von ihm gegründeten kulturellen Kontaktstelle des Bundesministeriums für Äußere Angelegenheiten vor. Danach lebte und arbeitete Kraus als freier Schriftsteller in Wien. Als kulturpolitischer Mitarbeiter und Kritiker verschiedener Rundfunkstationen, Zeitschriften und Zeitungen Österreichs, Deutschlands und der Schweiz nahm er zum Kulturleben und zu gesellschaftlichen Fragen Stellung. Seine Förderung des zeitgenössischen österreichischen Literaturschaffens, seine Initiative zur Einrichtung zahlreicher "Österreich-Bibliotheken" im Ausland und seine Mittlerfunktion bei kulturellen Ost-West-Kontakten fand breite Anerkennung.
Bekannt wurde Kraus zudem durch die langjährige Moderation der Sendung "Die Welt des Buches" und der Diskussionsrunde "Jour fixe" im ORF-Fernsehen sowie als Autor von Essays wie Der fünfte Stand (1966), Nihilismus heute oder die Geduld der Weltgeschichte (1983), Neuer Kontinent Fernsehen (1989), Zukunft Europa (1993) und Rettung Kultur (1999).
Kraus wurde mit einer Vielzahl von Preisen geehrt, u. a. mit dem Anton Wildgans-Preis der Österreichischen Industrie (1978), dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse (1979) und dem Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik (1983). Die Universität Sofia verlieh ihm das Ehrendoktorat (1993). Kraus erhielt den Mitteleuropa-Preis (1996).

Text: Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (September 2008)     Text drucken
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek

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