Moritz Kolbenheyer, Pfarrer und Schriftsteller, geb. am 17. 7. 1810 in Bielitz (Schlesien), gest. am 4. 1. 1884 in Ödenburg. Kolbenheyer studierte Theologie an der evangelisch theologischen Lehranstalt in Wien und an der Universität Berlin. Ab 1836 war er Pfarrer in Eperjes (Kommitat Sáros) und ab 1846 in Ödenburg. Kolbenheyer, der 1856 eine größere Reise nach Deutschland, Frankreich und England unternahm, war ein bedeutender Kanzelredner und Förderer des Erziehungswesens. Er war Mitbegründer der Ödenburger evangelischen Lehrerbildungsanstalt 1858 und des Waisenhauses ebendort. Gegenüber der oft einseitig betonten Würdigung der Verdienste Kolbenheyers um die ungarische Literatur ist in gleich hohem Maße seine Zugehörigkeit zur geistigen Welt des deutschen Idealismus protestantischer Prägung und sein dementsprechendes Wirken festzustellen. Er stand in Briefwechsel u. a. mit Hebbel, Laube und Grillparzer. Kolbenheyer assimilierte sich anfänglich dem Ideal eines freiheitlichen-protestantischen Magyarentums, stellte sich jedoch in den 1850er Jahren auf die Seite der nach Wien orientierten Ungarndeutschen. Im Kampf gegen das Protestantenpatent vom 1. 9. 1859 trennte er sich von der magyarischen Opposition und arbeitete mit J. Borbis, V. Hornyánsky und J. A. Zimmermann zusammen.

Text: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Online Edition, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Stand: 14.10.2009)     Text drucken

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