Foto von Richard Huldschiner

Richard Huldschiner, Arzt und Schriftsteller, geb. am 11. 7. 1873 in Gleiwitz, gest. am 20. 5. 1931 in Innsbruck. Huldschiners Vater Adolf war Reichsdeutscher, seine Mutter, geborene Lehmann, war Bankierstochter in Bozen. 1873 übersiedelte die Familie nach Bozen, wo sein Vater im Geschäft seines Schwiegervaters mitarbeitete. Seinem Großvater, David Lehmann, war es als erstem Juden erlaubt worden, Grundbesitz in Bozen zu erwerben. Dort verbrachte Huldschiner seine Kindheit. Seit 1882 besuchte er das Gymnasium im oberschlesischen Gleiwitz. Nach dem Abitur im Jahre 1891 studierte er Medizin in München, Berlin und Würzburg, das er 1895 in München abschloss. Nach einer Tätigkeiten als Assistenzarzt in Wien und Berlin ließ er sich 1898 als praktischer Arzt in Hamburg nieder. Er verbrachte aber seine Sommerferien regelmäßig in Seis am Schlern. Südtirol sah er als seine Heimat an und sie wurde auch Schauplatz mehrerer Romane und vieler Erzählungen. In Hamburg engagierte er sich im Vorstand der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung. Von 1910 bis 1913 arbeitete er an der von Ludwig von Ficker herausgegebenen Zeitschrift "Der Brenner" mit. 1912 begab er sich ein Jahr lang als Schiffsarzt auf eine Seereise, die ihn nach Mittelamerika, Afrika, Japan und China führte. Ende 1913 ließ er sich als freier Schriftsteller in Bozen nieder. Im Ersten Weltkrieg diente Huldschiner bei der deutschen Armee in Lazaretten in Trient und Bozen, ab 1915 als Arzt bei den Bozner Standschützen. Er geriet in italienische Kriegsgefangenschaft und bei seiner Rückkehr im Jahre 1919, war Südtirol italienisches Staatsgebiet geworden. Er ging daher nach München, wo er als Vertreter des Berliner Zeitungsverlages Ullstein u. a. als Korrespondent der "Vossischen Zeitung" arbeitete. 1925 wollte er sich wieder als Arzt in Bozen niederlassen, was ihm die faschistischen Behörden jedoch versagten. 1929 übersiedelte er nach Innsbruck, wo er seine journalistische Tätigkeit fortsetzte.
Ein häufiges Thema von Huldschiners Werken ist die bäuerliche Bevölkerung, aber es gibt keine ländliche Idylle im Sinne einer 'Heimatkunst'. Im Gegenteil, die bäuerliche Welt ist düster, voll von Aberglauben, Mord und Todschlag. Seine Romane und Erzählungen sind handlungsarm und vielfach auf das Innenleben der Figuren konzentriert.

Text: Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Innsbruck     Text drucken
Foto: © Forschungsinstitut Brenner-Archiv

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