Foto von Ödön von Horváth

Ödön von Horváth, Schriftsteller, geb. am 9. 12. 1901 in Fiume (heute: Rijeka), gest. am 1. Juni 1938 in Paris. Als Sohn eines österreichisch-ungarischen Diplomaten geboren, lebte Horváth ab 1919 in Wien und besuchte ein privates Realgymnasium. Nach der Matura begann er in München bis 1921/1922 u. a. ein Studium der Germanistik und Theaterwissenschaften, es entstanden erste literarische Versuche. Ab 1923, unter dem Eindruck der Inflation, begann er intensiv zu schreiben, es entstand u. a. sein erstes Schauspiel Mord in der Mohrengasse. Von 1924 bis 1933 lebte er als freier Schriftsteller in Berlin. Die Familie Horváth erwarb 1924 ein Haus in Murnau, wohin sich Horváth immer wieder zurückzog. Die Uraufführungen seiner ersten Stücke Die Bergbahn (1926) und Sladek der schwarze Reichswehrmann (1929) waren zwar umstritten, es gelang ihm jedoch der Durchbruch und war als Autor des Verlags Ullstein bis 1932 finanziell abgesichert.
1931/1932 erlebte Horváth seine größten Erfolge auf der Bühne mit Italienische Nacht (1931) sowie Geschichten aus dem Wiener Wald (1931) und erhielt auf Empfehlung Carl Zuckmayers den Heinrich-von-Kleist-Preis. Im März 1933 verließ er Deutschland, verhielt sich jedoch widersprüchlich gegenüber dem Nationalsozialismus und übersiedelte nach Wien. 1934 kehrte er nach Berlin zurück und versuchte, in den "Reichsverband Deutscher Schriftsteller" aufgenommen zu werden. Horváth wandte sich, da seine Stücke nicht mehr gespielt wurden, dem Film zu und arbeitete u. a. als Co-Autor am Drehbuch der Nestroy-Verfilmung Einen Jux will er sich machen (1935), verfasste selbst Drehbücher für die Filme Buchhalter Schnabel (1936), Rendezvous in Wien (1936) und Peter im Schnee (1937).
Horváths Romane Jugend ohne Gott (1938) und Ein Kind unserer Zeit (1938) erschienen bereits beim Amsterdamer Exilverlag Allert de Lange und wurden von den Nationalsozialisten auf die "Liste der schädlichen und unerwünschten Schriften" gesetzt. Im März 1938 verließ er Wien, hielt sich in Budapest und Amsterdam, schließlich in Paris auf, wo er auf der Champs-Elysées von einem herabstürzenden Ast erschlagen wurde.

Text: Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (Juli 2009)     Text drucken
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

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