Foto von Marie von Ebner-Eschenbach

Marie von Ebner-Eschenbach, Schriftstellerin, geb. am 13. 9. 1830 in Schloß Zdislawic (Mähren), gest. am 12. 3. 1916 in Wien. Väterlicherseits dem alten böhmisch-katholischen Adelsgeschlecht der Dubský von Třebomyslic […] und mütterlicherseits der sächsischen protestantischen Familie Vockel […] entstammend, wuchs sie inmitten einer großen Familie, weitverzweigter Sippen- und Schwägerschaft und mannigfacher Verbindungen und Beziehungen im Sommerhalbjahr auf Schloß Zdislawitz und in den Wintermonaten in Wien auf. Sie fühlte sich zeitlebens als Aristokratin, jedem Nationalismus fremd, fand früh über die herkömmliche Standeserziehung hinaus zu klassischer Lektüre und, unter dem Eindruck der Besuche im Burgtheater, zu ehrgeiziger dichterischer Produktion, über die Grillparzer 1847 ein ermunterndes Urteil fällte. 1848 vermählte sie sich mit ihrem feinsinnigen und verständnisvollen Vetter Moritz Freiherr Ebner von Eschenbach, folgte ihm 1850 nach Klosterbruck bei Znaim und 1863 zurück nach Wien, das neben Zdislawitz und bei wenigen Reisen […] ihr ständiger Aufenthalt wurde. Ihre dichterische Produktion entfaltete sich nun […] rasch. Sie versuchte sich zunächst erfolglos als Dramatikerin (historische Dramen nach dem Vorbild Schillers, Gesellschaftsstücke und Lustspiele aus der Gegenwart), dann als Erzählerin, wurde jedoch erst 1879 durch den Abdruck der Erzählung Lotti, die Uhrmacherin in der führenden Monatsschrift "Deutsche Rundschau" bekannt. Ihr Ruhm als Erzählerin nahm nun stetig zu, sie trat in freundschaftliche und fördernde Beziehungen zu zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten […]. […] Sie war eine hervorragende Vertreterin der realistischen österreichischen Heimaterzählung, meisterhafte Aphoristikerin und Verfasserin wertvoller autobiographischer Schriften. In ihrer Einstellung war sie gesellschaftskritisch, patriarchalisch-sozial, ethisch-didaktisch und humorvoll. Zu ihren Werken zählen die Lustspiele Die Veilchen (1862), Das Waldfräulein (1873) Männertreue (1874) und Ohne Liebe (1891), die Trauerspiele Maria Stuart in Schottland (1860) und Marie Roland (1867), die Erzählungen Božena (1876), Dorf- und Schloßgeschichten (1884), Das Gemeindekind (1887), Unsühnbar (1890), Das Schädliche. Die Totenwacht (1894) und Die unbesiegbare Macht (1905) sowie die Aphorismen Aus einem zeitlosen Tagebuch (1916).

Text: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950 Online Edition, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Stand: 26.08.2010) [gekürzt]     Text drucken
Foto: © Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv

Bestandsrecherche Marie von Ebner-Eschenbach in der Datenbank
"Verzeichnis der künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturpolitischen Nachlässe in Österreich"