Foto von Elazar Benyoëtz

Elazar Benyoëtz, geb. als Paul Koppel am 24. 3. 1937 in Wiener Neustadt (Niederösterreich), Aphoristiker, Lyriker, Essayist; lebt in Tel Aviv und Jerusalem.
Gottlieb Koppel, der Vater von Elazar Benyoëtz, führte am Hauptplatz von Wiener Neustadt eine Gemischtwarenhandlung, bis die jüdische Familie 1939 flüchten musste und in Palästina eine neue Heimat fand. Ende 1943 starb Yoëtz Gottlieb ben Elazar. Yoëtz bedeutet "Ratgeber". Zu Ehren seines Vaters nannte sich Paul Koppel fortan Ben Yoëtz, "Sohn des Ratgebers", und machte sich, nachdem er eine Rabbinerausbildung absolviert hatte und als Archivar in Jerusalem tätig gewesen war, einen Namen als hebräischer Dichter. 1962 reiste Benyoëtz zum ersten Mal wieder in sein Geburtsland. In Österreich lernte er unter anderem Hans Weigel kennen, der ihm als Rezensent lange Jahre die Treue halten sollte. Im Rahmen des Programms "Artists in Residence" der Ford-Foundation ging er 1964 nach West-Berlin und gründete dort ein Jahr später die Bibliographia Judaica, eine auf inzwischen 18 Bände angewachsene einzigartige Dokumentation deutsch-jüdischer Literatur. In diesem Zusammenhang kam es zu einem ausführlichen und umfangreichen Briefwechsel mit zahlreichen deutsch-jüdischen Intellektuellen, unter ihnen auch Theodor W. Adorno und Max Brod.
Seit seiner Rückkehr nach Israel 1968 publiziert Benyoëtz ausschließlich in deutscher Sprache und veröffentlichte 1969 in Berlin mit Sahadutha seinen ersten Band mit Aphorismen. Benyoëtz, dessen Sprachbegriff sich an Karl Kraus und der Sprache der Bibel, als Keimzelle von Dichtung überhaupt, orientiert, gilt als Erneuerer der deutschsprachigen Aphoristik und genießt die Hochschätzung namhafter Kollegen und Kolleginnen. So schreibt der deutsche Schriftsteller und Literaturwissenschaftler Harald Weinrich: "Es musste wohl einer von außen kommen, einer wie der deutsch-schreibende Israeli Elazar Benyoëtz, um den Aphorismus neu in die deutsche Literatur einzupflanzen, als ein zartes Gewächs, doch winterhart geworden in kalten Zeiten." Und für Robert Menasse ist Benyoëtz "mein Rabbi der deutschen Sprache".
Das lyrische, aphoristische und essayistische Werk in hebräischer und vor allem in deutscher Sprache ist in mehr als 45 selbständigen Buchausgaben von 1961 bis heute erschienen. Zuletzt veröffentlichte Benyoëtz im Braumüller Verlag in Wien den Band Sandkronen (2012). Die von ihm herausgegebenen bzw. übersetzten Werk- und Briefeditionen meist deutsch-jüdischer Dichter, u. a. von Paul Engelmann und Max Zweig, werden in diversen Lexika und der modernen Forschungsliteratur ausführlich gewürdigt.
Benyoëtz' öffentliche Anerkennung spiegelt sich unter anderem in der Verleihung des Adalbert-von-Chamisso-Preises durch die Bayerische Akademie der Schönen Künste (1988), des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für die Verdienste um die deutsche Sprache (1997), des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (2008) und des Theodor-Kramer-Preises (2010).

Text: Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek     Text drucken
Foto: Privataufnahme / Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek

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